Die Assistentenexkursion (AssEx) 2025: Austausch, Einblicke und neue Perspektiven

Die Assistentenexkursion (AssEx) 2025: Austausch, Einblicke und neue Perspektiven

Alle zwei Jahre findet eine gemeinsame Exkursion der wissenschaftlichen Assistent:innen und Doktoranden der Hochschule Schmalkalden statt, die vom Vizepräsidenten Forschung und Transfer und von Frau Sandy Korb, Dezernatsleiterin D2, organisiert wird. Führte die sogenannte AssEx vor zwei Jahren ins mittelfränkische Nürnberg, so ging es diesmal ins unterfränkische Würzburg.

Die Assistentenexkursion verfolgt das Ziel, den fächerübergreifenden Austausch unter den Nachwuchswissenschaftler:innen unserer Hochschule zu fördern. Im Rahmen der Veranstaltung stellten die Teilnehmenden ihre Forschungsprojekte und die Themen ihrer Promotionsvorhaben vor und diskutierten diese interdisziplinär. Ergänzt wurde das wissenschaftliche Programm durch informelle Gesprächsrunden, in denen Herausforderungen im Promotionsalltag offen angesprochen und wertvolle Erfahrungen in vertrauensvoller Atmosphäre geteilt wurden.

Ein zentrales Element der Exkursion ist zudem der Besuch eines Unternehmens. Zum Auftakt der diesjährigen AssEx öffnete die Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG am Standort Würzburg ihre Tore. Der Automobilzulieferer entwickelt und fertigt dort elektrische Motoren für Getriebe, Lenkung und Klimatisierung sowie Antriebe für Zweiräder. Die Teilnehmenden erhielten tiefreichende Einblicke in das Unternehmen sowie dessen Fertigungsprozesse.

Mit 68 Standorten in 24 Ländern ist Brose als Unternehmen global breit aufgestellt und nach wie vor ein Familienunternehmen – ein Selbstverständnis, das sich sowohl im Leitbild als auch im gelebten Arbeitsalltag widerspiegelt. Den aktuellen Herausforderungen der Automobilzulieferbranche begegnet Brose Würzburg mit einem hohen Maß an Innovationskraft – nicht nur in Bezug auf die Produkte, sondern auch hinsichtlich moderner Fertigungstechnologien, insbesondere in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung.

Im Anschluss wurden drei Dissertationsprojekte präsentiert. Den Beginn machte Paul Kluth, der an der Fakultät Wirtschaftsrecht zum Thema Ortsprädikate promoviert. Es handelt sich dabei um rechtlich belangvolle Begriffe wie „Kurort“, „Heilbad“ oder „Erholungsort“, die zahlreichen Gemeinden in Deutschland offiziell anerkannt tragen. Zunächst besteht die Aufgabe darin, das Phänomen zu beschreiben und im juristischen Kontext zu fassen. Auch wenn es sich vorderhand um ein rechtswissenschaftliches Problem im Kommunalrecht handelt, nimmt sich der Sachverhalt komplexer aus, je näher man ihn betrachtet. Die landesrechtlich verorteten Anerkennungen basieren auf Gesetzen oder Verordnungen; in der Praxis kommt verbandlichen Festlegungen eine erhebliche Bedeutung zu. Hierbei muss eine bestimmte medizinisch-gesundheitstouristische Qualität gegeben sein, die mit dem Prädikat ausgezeichnet wird. Gerade weil mit den Prädikaten besondere Rechtsfolgen mit hoher Praxisrelevanz einhergehen können (z. B. im Abgabenrecht oder bei den Ladenöffnungszeiten), entsteht ein juristisch reizvolles Untersuchungsfeld. Thematisch fügt es sich auch in die immer wichtiger werdende Diskussion um Gesundheitsaspekte ein. Eine fundierte wirtschaftsrechtliche Einordnung liegt ebenso im Sinne der Verwaltung wie im Interesse betroffener Wirtschaftsakteure.

Yekatarina Strigina promoviert an der Fakultät Maschinenbau und setzt beim Forschungsprojekt „RoboTraces“ an, an dem sie beteiligt war. Das Projekt befasste sich mit der Logistik durch Mikromobile, die insbesondere ältere Menschen im Alltag entlasten sollten, indem sie Besorgungen erledigten oder den Transport von Waren übernahmen. Eine besondere Herausforderung stellte die Bewegung des Roboters auf Gehwegen dar. Zum einen war das unebene Gelände und der teils schlechte Zustand der Wege für den Roboter schwer zu bewältigen. Zum anderen sind Gehwege von Natur aus unstrukturierte Räume: Sie verfügen in der Regel weder über klare Regeln noch über Markierungen oder eindeutige Vorgaben, was es für autonome Systeme schwierig macht, sich sicher und vorhersehbar zu bewegen. Eine weitere zentrale Aufgabe war die Kommunikation zwischen dem Roboter und seiner Umgebung, zu der auch Passant:innen zählen. Ziel war es, Parameter in dieser Mensch-Maschine-Interaktion zu bestimmen, um die Bedingungen für Akzeptanz zu klären. Geschwindigkeit, Abstand und Vorhersagbarkeit der Handlungen waren dabei wesentliche Faktoren. In der Dissertation wird der Versuch unternommen, in den Reaktionsmustern des Roboters Entscheidungsroutinen zu integrieren, die sich aus einer künstlichen Intelligenz speisen, die wiederum am realen Verhalten und psychologischen Einsichten trainiert wurde. Eine der Ideen ist hierbei die Körperhaltung, die – richtig gedeutet – Rückschlüsse auf die Intention eines Passanten zulässt. Hierauf kann dann wieder der Roboter in seinen Bewegungsabläufen schnell, flexibel und verlässlich regieren, so das Ziel. Da sich im öffentlichen Raum absehbar eine Vielzahl autonomer Mikromobile bewegen werden, bedarf es ebensolcher Projekte, um Konflikten auf den geteilten Wegen proaktiv zu begegnen.

Zuletzt stellte Lukas Hauck aus der Fakultät der Elektrotechnik den Fortschritt seines Projektes vor, der sich seit seiner ersten Präsentation auf der vorherigen AssEx ergeben hat. Im Grundsatz geht es in dieser Dissertation um die additive Fertigung elektronischer Bauteile und die Auslotung der technischen Möglichkeiten eines 3D-Integrations-Systems: Letzteres lässt sich als eine Maschinenplattform beschreiben, die es zulässt, mit unterschiedlichen Verfahren unterschiedliche Substrate auf unterschiedliche und inhomogene Topologien aufzubringen. Anders formuliert bietet das System verschiedene technische Möglichkeiten der Verarbeitung (wie die Dispersion oder das Jetten, also den kontaktlosen Auftrag von meist tropfenförmigen Fluiden) von ganz unterschiedlichen Materialien. Zugleich lässt es das 5-Achsen-System zu, nicht nur auf einer flachen Ebene zu arbeiten, sondern im 3-dimensionalen Raum. So können elektronische Bauteile an Positionen entstehen, die vorher schwer oder nicht zugänglich waren. Durch die Vielzahl an Möglichkeiten ist die Beherrschung und effiziente Verwendung allerdings zugleich komplex geworden, was Prototypisierungen als ein Anwendungsgebiet des Systems vor Herausforderungen stellt. Um die Anpassungszyklen und das Finden der optimalen Technik möglichst minimal zu halten, versucht sich Lukas Hauck an der Charakterisierung und Systematisierung verschiedener technischer Möglichkeiten, der Bestimmung unterschiedlicher Module und Beschreibung von Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Komponenten. Durch diese Designregeln soll der Umgang mit der Maschinenplattform einfacher und das Optimum seiner technologischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Zum Abschluss berichtete Frau Ludwig über den aktuellen Stand des FH-Personal Projekts mit besonderem Blick auf die Aktivitäten im Kontext der Nachwuchswissenschaftler:innen. Beispielsweise die erstmals erschienene Promotions-Webseite, neue Impulse im Promotionscoaching oder aktuelle Aktivitäten in der Wissenschaftskommunikation.

Die AssEx wurde durch einen gemeinsamen Abend und eine Stadtführung abgerundet. Der informelle Austausch, der einen solchen Abend begleitet, dient dem Teilen von Erfahrungen dieser speziellen Phase eines wissenschaftlichen Werdegangs: Neben Themen der Forschung geht es zum Beispiel um Strategien der Karriereplanung oder auch ganz menschliche Fragen der Work-Life-Balance.

Da sich die Doktoranden in einer zumindest ähnlichen Situation befinden, treffen bei Veranstaltungen wie der AssEx Menschen zusammen, die sich über solche Fragen barrierearm austauschen können.

Assistentenexkursion „AssEx“ nach Nürnberg

Assistentenexkursion „AssEx“ nach Nürnberg

Ende August startete die letzte Assistentenexkursion nach Nürnberg. Ziel der sogenannten AssEx ist es, dass die Doktoranden der Hochschule Schmalkalden in Kontakt treten und sich über die Grenzen ihrer jeweiligen Disziplinen hinweg austauschen und vernetzen. Umrandet wurde der Besuch Nürnbergs von einem Rahmenprogramm, das mit dem Besuch des Unternehmens Hoefer & Sohn begann.

Norbert Greifzu im Austausch mit Martina Badock

Hoefer & Sohn, ansässig in Fürth, ist ein Spezialist für Kunststofffertigung und Präzisionsformenbau, der neben der Herstellung spezieller Werkzeuge auch die eigene Produktion komplexer Komponenten anbietet. Nach einer Unternehmensvorstellung wurden die Schmalkaldener Doktoranden von den beiden Inhabern Martina und Christoph Badock persönlich durch die neuste Produktionsstätte des 1876 gegründeten Familienunternehmens in Fürth geführt. Neben komplexen Bauteilen für moderne Dieselmotoren wurde unter anderem die vollständig automatisierte Herstellung von Augenspeeren vorgestellt, die bei Operationen des grauen Stars verwandt werden.

Im Anschluss bekamen die Promovenden die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen und konstruktiver Kritik zu begegnen. Die Themen und Ansätze waren dabei so breit gefächert wie das Spektrum der Fächer an der Hochschule selbst. Ein Vorhaben befasst sich mit der Herstellung eines hochleitfähigen Kunststoffs, wobei nicht nur die verschiedenen, optimalen Materialien und ihrer Kombinationen zu erforschen sind, sondern auch die Herstellungsweise des Kunststoffs, zum Beispiel über das additive Verfahren des 3D-Drucks. Andere Projekte widmen sich der integrierten Kennzeichnung von Spritzgussprodukten, einem Drucksystem für die 3D-Elektronikintegration und verschiedenen Modellen der Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen KI-basierter Datenverarbeitungsprozesse. Den Abschluss machte dann Steffi Ludwig vom Projekt FH Personal, die über die Angebote der Hochschule an Promovenden informierte.

Rundgang durch die Produktionshallen

Der zweite Tag der AssEx wurde von einem Besuch des Reichsparteitagsgeländes abgerundet. Der Größenwahn der Nationalsozialisten wurde an der Architektur und der dahinterstehenden Ideologie des Führerkults greifbar wie die Intention der Massenmobilisierung und der Durchmilitarisierung der Gesellschaft. Angefangen an der geplant siebzig Meter hohen Kongresshalle führte der Besuch über die 1,5 km lange und 60 m breite Große Straße bishin zur Zeppelintribüne. Vom Deutschen Stadion mit einem angedachten Fassungsvermögen von 400000 Menschen wurde dagegen nur der Grundstein realisiert. Der Besuch einer historischen Gedenkstätte, die  konkrete Erfahrung der Gigantonomie vor Ort und die Kontextualisierung durch einen Vertreter des Nürnberger Vereins „Geschichte für alle“ schlossen das Rahmenprogramm ab.